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Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft
StGB NRW-Mitteilung 57/2017 vom 30.11.2016
Ernst & Young-Studie zu Verschuldung von Großstädten
Eine Ernst & Young-Studie zur Verschuldung der deutschen Großstädte zeigt, dass der Schuldenstand der Großstädte im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig war. Die Verschuldung der besonders stark verschuldeten Städte ist allerdings noch weiter angestiegen. Entsprechend verstärken sich auch hier die Unterschiede zwischen finanzstarken und finanzschwachen Kommunen weiter. Im Durchschnitt ist in Deutschland jeder Großstädter mit 4.099 Euro verschuldet.
Aufbauend auf der Ende September 2016 veröffentlichten Ernst & Young-Kommunenstudie (siehe StGB NRW-Mitteilung Nr. 697 vom 07.10.2016) hat Ernst & Young nun eine Studie zur Verschuldung der deutschen Großstädte 2012 bis 2015 vorgelegt. Analysiert wurden dabei die Gesamt- und Pro-Kopf-Verschuldung der 73 deutschen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern (ohne Stadtstaaten) unter Berücksichtigung der kommunalen Kernhaushalte, der Eigenbetriebe und der kommunalen Extrahaushalte. Die Studie basiert dabei auf den Daten des Statistischen Bundesamtes und der statistischen Landesämter.
Die Gesamtverschuldung der Großstädte nahm im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2014 um 0,2 Prozent auf 82,8 Mrd. Euro ab. 39 der 73 Großstädte mussten allerdings neue Schulden aufnehmen. Dies bedeutet zugleich aber auch, dass die Verschuldung bei rund 46,6 Prozent der Großstädte gleich blieb bzw. sogar abgebaut werden konnte, was eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr darstellt (25 Prozent). Im Durchschnitt entfielen im Jahr 2015 auf jeden Großstadtbewohner kommunale Schulden in Höhe von 4.099 Euro. Als Bürger einer rheinland-pfälzischen Großstadt sind es allerdings 6.939 Euro und in Nordrhein-Westfalen auch noch 5.049 Euro.
Gegensätzlich ist im Vergleich dazu die kommunale Pro-Kopf-Verschuldung eines Großstadtbürgers in Baden-Württemberg mit 2.846 Euro und vor allem in Niedersachsen mit 2.184 Euro. Insgesamt weisen 15 Großstädte einen sehr hohen Schuldenstand von über 6.000 Euro je Einwohner auf (im Vorjahr waren es 16), neun dieser Städte liegen dabei in Nordrhein-Westfalen.
Deutlich positiver ist der Trend bei Großstädten mit niedrigem Schuldenstand (≤ 2.500 Euro je Einwohner), hier stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr deutlich auf 14 Städte an. Betrachtet man nun die Entwicklung der Pro-Kopf-Verschuldung zwischen 2012 und 2015 so wird deutlich, dass vor allem in Städten mit hohem und sehr hohem Schuldenstand (> 4.000 Euro je Einwohner) die Schulden weiter anstiegen (69 Prozent), während diese Quote in Städten mit mittlerem Schuldenstand (2.501 bis 4.000 Euro je Einwohner) und Städten mit niedrigem Schuldenstand bei 41 und 50 Prozent lag.
Die höchste Pro-Kopf-Verschuldung war 2015 in Oberhausen (9.792 Euro), Saarbrücken (8.739 Euro) und Mühlheim an der Ruhr (8.527 Euro) feststellbar, während lediglich in den Großstädten Braunschweig (394 Euro) und Wolfsburg (730 Euro) die kommunale Pro-Kopf-Verschuldung unter 1.000 Euro je Einwohner lag. Den stärksten Rückgang der Pro-Kopf-Verschuldung verzeichneten im Zeitraum 2012 bis 2015 die „Autostädte“ Ingolstadt (-48 Prozent auf 2.246 Euro) und Wolfsburg (-45 Prozent auf 730 Euro). Im selben Zeitraum stieg die Pro-Kopf-Verschuldung wiederum am stärksten in Göttingen (um 43 Prozent auf 1.919 Euro), Osnabrück (um 35 Prozent auf 4.461 Euro) und Leverkusen (um 29 Prozent auf 4.914 Euro).
Insgesamt konnte die Gesamtverschuldung der Großstädte, sicherlich auch aufgrund der guten konjunkturellen Lage, im vergangenen Jahr leicht abgebaut werden. Die stark verschuldeten Städte haben aber vom Gesamttrend nicht profitiert, vielmehr sind deren Schulden noch weiter um knapp ein Prozent auf insgesamt 50,6 Mrd. Euro angewachsen.
Die Ernst & Young-Studie zur Verschuldung der deutschen Großstädte kann im Internet unter www.ey.com abgerufen werden.
Az.: 41.0.7 mu