Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) hat ein Forschungsfeld "Nachhaltige Weiterentwicklung von Gewerbegebieten" im "Experimentellen Wohnungs- und Städtebau" (ExWoSt) initiiert. Damit sollen Ansätze zur Problemlösung bei der Entwicklung von Gewerbegebieten aus den 60er bis 80er Jahren erprobt werden. Diese Gebiete zählen eher zu den Stadträumen, die sich im "Schatten" stadtplanerischer Steuerung und Intervention befinden. Die Flächeninanspruchnahme an den Siedlungsrändern durch Industrie und Gewerbe wird jedoch zunehmend hinterfragt, was den Bestandsflächen wieder mehr Aufmerksamkeit vermittelt. Als Modellvorhaben erhalten Entwicklungsprojekte wissenschaftliche Entersuchung und finanzielle Förderung.
Gewerbegebiete aus den 1960er bis 1980er Jahren sind zumeist am Ende ihres ersten Entwicklungszyklus angelangt und weisen vielfältige Defizite auf. Funktionsschwächen, gestalterische Defizite, Gebäudeleerstand, Brachflächen verursachen einen besonderen Entwicklungsbedarf. Die Kosten dafür wurden in der Vergangenheit aber im Vergleich zur Erschließung neuer Gewerbestandorte als zu hoch angesehen. Neue Standorte wurden mit günstiger Erschließung, bedarfsorientierten Grundstücksgrößen und entsprechenden Zuschnitten verbunden. In vielen Regionen stoßen weitere Flächenausweisungen jedoch inzwischen auf umweltrechtliche Grenzen, stehen im Widerspruch zu politischen Zielen (sparsame Flächenverwendung) und stoßen auf gesellschaftliche Widerstände.
Jenseits ihrer ökonomischen Funktion bergen bestehende Gewerbegebiete beträchtliche Potenziale für die städtebaulichen und ökologischen Entwicklungsperspektiven der Kommunen. Allerdings zeigen gerade ältere Bestandsgebiete spezifische Problemlagen, die die Städte und Gemeinden vor große Herausforderungen stellen. In den städtebaulichen Modellvorhaben sollen Konzepte, Maßnahmen, Instrumente und Verfahren entwickelt, erprobt und wissenschaftlich ausgewertet werden.
Der Bund hat daher im "Experimentellen Wohnungs- und Städtebau" (ExWoSt) ein neues Forschungsfeld mit Modellvorhaben zur nachhaltigen Weiterentwicklung von Gewerbegebieten begonnen. In städtebaulichen Modellvorhaben sollen Konzepte, Maßnahmen, Instrumente und Verfahren über einen Zeitraum von etwa drei Jahren entwickelt, erprobt und wissenschaftlich ausgewertet werden. Kommunen, öffentliche Institutionen der Wirtschaftsförderung sowie städtische Gesellschaften bzw. Eigenbetriebe oder Zweckverbände können bis zum 12. Juni 2015 Projektvorschläge einreichen. Die Modellvorhaben sollen sich mit der integrierten Weiterentwicklung von bestehenden Gewerbegebieten befassen und innovative Entwicklungsansätze aufzeigen.
Förderung
Derzeit wird von acht Modellvorhaben ausgegangen, für die der Bund jeweils eine Förderung in Höhe von bis zu 150.000 Euro in Form einer Zuwendung gewähren kann. Etwa die Hälfte der Zuwendung steht nach aktuellem Stand der Haushaltsplanungen erst im Jahr 2018 zur Verfügung. Eine Kopplung mit beantragten oder bewilligten Förderungen durch andere Programme (z. B. im Rahmen der Städtebauförderung) wird begrüßt, wenn eine Doppelförderung ausgeschlossen werden kann. Nähere Informationen zu den Konditionen und den Fristen erhalten interessierte Städte und Gemeinden unter www.gewerbeexwost.de .
Az.: II gr-ko