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StGB NRW-Mitteilung 807/2005 vom 24.11.2005
Aktuelle PISA-Ergebnisse
Am 03.11.2005 sind seitens des PISA-Konsortiums Deutschlands weitere Ergebnisse des zweiten Ländervergleichs (Grundlage PISA 2003) veröffentlicht worden.
1. Die Kultusministerkonferenz hebt in diesem Zusammenhang die positiven Entwicklungen hervor. Viele Länder hätten im Vergleich zum OECD-Durchschnitt bei PISA 2003 bessere Ergebnisse als bei PISA 2000 erzielt, darunter auch die Länder, die beim ersten Ländervergleich relativ schlecht abgeschnitten hätten. Nur noch wenige Länder lägen in mehreren Kompetenzbereichen unter dem OECD-Durchschnitt; 7 Länder lägen in allen Kompetenzbereichen im OECD-Durchschnitt oder darüber. Im mathematischen Bereich seien sogar 12 Länder im internationalen Durchschnittsbereich oder darüber. 3 Länder lägen in allen Kompetenzbereichen über dem OECD-Durchschnitt, wobei einem Land der Anschluß an die internationale Spitzengruppe gelungen sei. Innerhalb der drei genannten Gruppen seien die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern größtenteils nicht signifikant.
Die Leistungszuwächse seien in jenen Kompetenzbereichen am größten, in denen das Lernen in der Schule besonders bedeutsam sei. Während die Lesekompetenz im Zusammenspiel von Elternhaus, Nachbarschaft und Schule erworben werde, sei für die Vermittlung von systematischem, mathematischem und naturwissenschaftlichem Wissen die Schule entscheidend. Die Leistungsverbesserungen in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften würden darauf hindeuten, daß die nach der Veröffentlichung der unbefriedigenden TIMSS-Ergebnisse ab dem Jahr 1997 eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung des Unterrichts zu ersten Erfolgen geführt hätten. Die Kultusministerkonferenz sehe sich in der Auffassung bestätigt, daß der Weiterentwicklung des Unterrichts eine zentrale Bedeutung für die Verbesserung der Schülerleistungen zukomme. Hier sei ein Potential für weitere Verbesserungen vorhanden, die allerdings Zeit benötigten.
Besonders erfreulich seien die Ergebnisse zur erstmals erhobenen Problemlösungskompetenz, die für fast alle Länder im oder über dem internationalen Durchschnitt lägen. Differenzierte Analysen würden darauf hinweisen, daß die im Problemlösen erkennbaren kognitiven Fähigkeiten in einigen Ländern und Schularten angemessen umgesetzt worden seien, in anderen jedoch nicht. Die im Bereich Problemlösen festgestellte Leistungshöhe könne als realistischer Bezugspunkt für die Kompetenzentwicklung im mathematischen Bereich gelten.
2. Nach Mitteilung des Ministeriums für Schule und Weiterbildung macht das PISA-Ergebnis für Nordrhein-Westfalen eine Neuorientierung in der Bildungspolitik notwendig. Nordrhein-Westfalen habe im PISA-Ländervergleich 2003 nur ein Ergebnis unter dem OECD-Durchschnitt erreicht und liege im Vergleich mit anderen Bundesländern nur auf den hinteren Rangplätzen.
Getestet wurden die 15-jährigen Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften und Problemlösen. Gegenüber PISA 2000 stagnierten bis auf den Bereich Naturwissenschaften die Leistungen Nordrhein-Westfalens. So seien bis auf diesen Bereich keine substantiellen Verbesserungen festzustellen. Der Leistungsrückstand zum Land Bayern betrage zwischen 34 und 47 Punkten. Das entspreche etwa einem Rückstand von einem Jahr Lernzeit. Den größten Abstand zwischen beiden Ländern gebe es im Bereich Mathematik. Dort erreiche NRW lediglich 486 Punkte und befände sich damit im Vergleich der Bundesländer auf Rang 14. Auch in den anderen Bereichen sei die Leistung unterdurchschnittlich. Im Bereich Naturwissenschaften könne sich NRW zwar leicht verbessern, jedoch sei der Zuwachs bei neun anderen Bundesländern größer, weshalb NRW bei den Rangplätzen zurückfalle.
Die Abhängigkeit der Leistung von der sozialen Herkunft sei in Nordrhein-Westfalen besonders hoch. NRW zähle gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und Bremen zu den Ländern, in denen der Zusammenhang von sozialer Herkunft und mathematischer Kompetenz besonders stark ausgeprägt sei, wobei NRW zudem geringe Kompetenzwerte aufweise. Kinder aus der oberen sozialen Schicht hätten in NRW eine um 4,35 Mal höhere Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen als Kinder aus den unteren sozialen Schichten.
Das Ministerium will nun gezielt Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen in der Hauptschule fördern. Hierzu sei bereits eine Qualitätsoffensive in der Hauptschule gestartet worden. Dies sei um so notwendiger, da die PISAStudie auch gezeigt habe, daß sich die Leistungsprobleme in NRW besonders in Hauptschulen und auch in den Gesamtschulen konzentrierten.
Die Ergebnisse Nordrhein-Westfalens zeigten die Dringlichkeit einer Neuorientierung in der Bildungs- und Schulpolitik. Vor allem müsse ein verläßlicher Unterricht an den Schulen sichergestellt sein. Die in der Studie vorgestellten Ergebnisse gäben weiterhin deutliche Hinweise auf die Notwendigkeit von Unterrichtsentwicklung im Sinne individueller Förderung besonders der schwächeren Schülerinnen und Schüler in allen Schulformen. Wenn alle am Schulleben Beteiligten dieses Ziel vor Augen hätten, werde sich die Leistung Nordrhein-Westfalens bei kommenden PISA-Studien auch signifikant verbessern.
Az.: IV/2 200-3/2