Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft

StGB NRW-Mitteilung 456/2023 vom 10.07.2023

BDEW-Diskussionspapier zum Marktdesign für Wasserstoff

In einem „Diskussionspapier für ein Marktdesign für Wasserstoff“ führt der BDEW vier Phasen für die Entwicklung des Wasserstoffmarktes an, die auf dem Weg zu einem Wettbewerbsmarkt durchlaufen werden. Dabei seien ein verlässlicher Regulierungsrahmen, Standards und Zertifizierungen von Bedeutung.

Das Zielbild für die Wasserstoffwirtschaft sollte aus Sicht des BDEW auf lange Sicht ein funktionierender Wettbewerbsmarkt sein. Langfristig werden so Investitionsentscheidungen aufgrund von transparenten Preissignalen und Absicherung gegenüber marktlichen Risiken für die Nachfrage- und Angebotsseite ermöglicht. Die Nachfrage nach Wasserstoff erfolgt dann auf Basis wirtschaftlicher Entscheidungen und wird das Angebot weiter befördern.

Die langfristigen Marktaussichten sind bisher noch ungewiss und die finanziellen Risiken daher zu groß, damit privatwirtschaftliche Investitionen in ausreichendem Umfang erfolgen könnten. Regulatorische Hürden sollten deshalb gering gehalten, Angebot und Nachfrage durch konsistente Förderinstrumente angereizt und ein verlässlicher Regulierungsrahmen, zum Beispiel für die zukünftige Wasserstoffinfrastruktur gesetzt werden.

Zudem brauche es klare Regeln, Standards und Zertifizierungen für den Handel mit Wasserstoff und seinen Derivaten. Dazu gehöre auch ein EU-weites, transparentes und international anschlussfähiges Herkunftsnachweis- und Zertifizierungssystem.

Für die Entwicklung des Wasserstoffmarktes werden im Diskussionspapier vier Phasen skizziert:

  1. Die Initialphase (2023/24): hier seien staatliche Unterstützung, regulatorische Flexibilität und ein glaubwürdiges Zielbild essenziell, um Anreize zu setzen, die Finanzierung zu ermöglichen, Risiken zu minimieren und Transparenz zu schaffen.

  2. Die Aufbauphase (bis Anfang der 2030er): Wenn das H2-Kernnetz und weitere Leitungen auf Fernleitungs- und Verteilnetzebene in Deutschland aufgebaut sind bzw. die Übergangsregelungen aus dem europäischen Wasserstoff- und Gasmarkt-Dekarbonisierungspaket enden, würden erste internationale Lieferbeziehungen etabliert, Projekte ausgedehnt, die Wasserstoffnutzung in der Industrie angereizt und bedarfsgerecht Gasverteilnetze auf Wasserstoff umgestellt.

  3. Die Ausprägungsphase (ab ca. 2032/2035): Langfristig angelegte staatliche Fördermechanismen laufen aus. Die Wasserstoff-Erzeugung würde nun durch die Nachfrageseite angereizt und durch Skalierung und Preissenkungen bei Erneuerbarem Strom immer kostengünstiger, der internationale Handel mit Wasserstoff wüchse und der industrielle Mittelstand würde großflächig mit Wasserstoff versorgt. Das Wasserstoff-Kernnetz würde zum H2-Backbone weiterentwickelt und die europäische Einbindung des Netzes verstärkt.

  4. Die Zielphase (ca. 2040): Wasserstoff und seine Derivate würden in Deutschland, der EU und global in ausreichenden Mengen erzeugt und gehandelt, ein Markt für Wasserstoff (und seine Derivate) wäre etabliert und ein virtueller Handelsplatz existierte. Zudem wäre eine voll funktionsfähige Infrastruktur vorhanden und ein europaweites Wasserstoffnetz hätte sich herausgebildet, das die notwendigen Transport- und Verteilungsaufgaben übernähme.

Anmerkung

Für einen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft ist die vom BDEW angeführte Initialphase entscheidend. Während Unsicherheit um die Zukunft der Gasnetze vorherrscht, werden Investitionsentscheidungen der Gasnetzbetreiber erschwert und Risiken nicht entsprechend adressiert. Das wirkt sich nicht zuletzt auch auf die zukünftige Wasserstoffinfrastruktur aus, für die das Potential bestehender Netze genutzt werden sollte.

Zudem sollte der regulatorische Rahmen auf EU-Ebene die Anwendung der bei Gas- und Stromnetzen bewährten Entflechtungsregeln vorsehen.

Es braucht einen praktikablen und verlässlichen regulativen Rahmen, damit die Netzbetreiber auf allen Ebenen in die Dekarbonisierung ihrer Infrastrukturen investieren und damit für ihre Kunden wie auch für ihre Belegschaften eine langfristig tragfähige Perspektive bieten können.

Weitere Informationen:

BDEW-Diskussionspapier: https://www.bdew.de/energie/bdew-diskussionspapier-fuer-ein-marktdesign-fuer-wasserstoff/

Az.: 28.6.9-001/002

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