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StGB NRW-Mitteilung 276/2010 vom 23.06.2010
Bericht "Bildung in Deutschland 2010"
Am 17. Juni 2010 ist der dritte Bildungsbericht einer unabhängigen Gruppe von Wissenschaftlern im Auftrag der Kultusministerkonferenz und des Bundesbildungsministeriums vorgelegt worden. Mit dem indikatorengestützten Bericht werde eine alle Bereiche des Bildungswesens umfassende aktuelle Bestandsaufnahme des deutschen Bildungswesens vorgenommen.
Zentrale Ergebnisse würden in vielerlei Hinsicht eine positive Entwicklung des Bildungswesens erkennen lassen. Beispielhaft sind genannt worden:
- Die Krippenbetreuung wurde weiter ausgebaut;
- die Schulbesuchsquoten auf dem Gymnasium steigen weiter an;
- der Anteil der Schulabsolventen ohne Hauptschulabschluss geht weiter zurück;
- der Anteil der Jugendlichen, die nach einem Schulabschluss zunächst keine schulische und berufliche Ausbildung beginnen können und in das Übergangssystem wechseln, geht vor allem demografisch bedingt zurück;
- die Zahl und der Anteil der Studienanfänger sind stark gestiegen, ebenso die Zahl und der Anteil der Hochschulabsolventen.
Es bestünden weiterhin Problemlagen im Bildungswesen, die Herausforderungen an die Bildungspolitik darstellen würden. Im Einzelnen wird auf Folgendes hingewiesen:
- Ein Drittel der Kinder mit Migrationshintergrund besucht Kindergärten, in denen mehr als die Hälfte der Kinder zu Hause nicht Deutsch spricht;
- Ausländische Schüler besuchen besonders häufig Förderschulen und Hauptschulen;
- Jugendliche ohne allgemeinbildenden Schulabschluss und mit Hauptschulabschluss haben große Schwierigkeiten, einen beruflichen Ausbildungsplatz zu finden. Dies gilt besonders für ausländische Jugendliche;
- fast jedes dritte Kind unter 18 Jahren wächst in sozialen oder finanziellen Risikolagen oder bildungsfernen Elternhäusern auf;
- in der Weiterbildungsteilnahme bestehen große soziale Ungleichheiten bezüglich der Teilnahme und beträchtliche regionale Disparitäten in Angeboten der öffentlichen Hand.
Schwerpunktthema des diesjährigen Bildungsberichtes sind die „Perspektiven des Bildungswesens im demografischen Wandel“. Mit Blick auf den demografischen Wandel, durch den sich die Anzahl der Bildungsteilnehmer bis 2025 um 15 % verringern werde, konstatierte die Autorengruppe einen erheblichen Umbaubedarf des Bildungssystems in den nächsten Jahren. Dieser müsse berücksichtigt werden, um die endogenen Potentiale zur Bewältigung demografischer Herausforderungen zu aktivieren (z.B. Erhöhung der Erwerbstätigenquote von Frauen, älteren Arbeitskräften und solchen mit Migrationshintergrund sowie die Anhebung des durchschnittlichen Qualifikationsniveaus).
Im Schulwesen seien Anstrengungen zur Verbesserung der Förderangebote (z.B. über den weiteren Ausbau von Ganztagsangeboten), der Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen Schularten und Bildungsgängen und Maßnahmen der Qualitätssicherung fortzuführen, um die politischen Ziele der Halbierung des Anteils der Schulabsolventen ohne Hauptschulabschluss und eines insgesamt höheren Qualifikationsniveaus der Absolventen zu erreichen. Besondere Anstrengungen seien auch erforderlich, die Übergänge von der allgemeinbildenden Schule in eine voll qualifizierende Berufsausbildung zu verbessern. Bei 2008 immer noch 400.000 Neuzugängen im Übergangssystem erscheine insbesondere für Jugendliche ohne und mit Hauptschulabschluss eine Verbesserung des Übergangsmanagements (Berufsorientierung in der Schule, Individualisierung der Betreuung im Übergang, Koordinierung Übergangssystem — voll qualifizierende Ausbildung) geboten.
Da es angesichts des qualifikationsspezifischen Arbeitskräftebedarfs in Zukunft für Personen ohne Ausbildungsabschluss noch schwerer sein werde, einen Arbeitsplatz zu finden, sei die Qualifizierung der jungen Erwachsenen, die im letzten Jahrzehnt keinen Ausbildungsabschluss erreichen konnten, dringend erforderlich, um im nächsten Jahrzehnt nicht auf der einen Seite Fachkräftemangel, auf der anderen Seite Arbeitslosigkeit zu haben. Weiterhin sei mit einem zunehmenden Bedarf an Tätigkeiten zu rechnen, die ein Hochschulstudium voraussetzen. Dieser könne nur gedeckt werden, wenn es gelinge, mehr Personen zu einer Hochschulzugangsberechtigung und diese wiederum in höherem Maße als bislang zu einer Studienaufnahme und dann zu einem Hochschulabschluss zu führen. Hier sei die Bildungspolitik gefordert, neue Gruppen für den Zugang zur Hochschulreife und dem Studium zu gewinnen — etwa Personen mit Migrationshintergrund oder aus den bisher unterdurchschnittlich vertretenen bildungsfernen Schichten oder Personen mit beruflicher Qualifikation.
Im Bereich der Weiterbildung sollen die regionalen Disparitäten im öffentlichen Weiterbildungsangebot abgebaut werden; in der beruflich-betrieblichen Weiterbildung sei eine deutlich erhöhte Beteiligung von weiblichen und älteren Erwerbstätigen anzustreben.
Unter Berücksichtigung der Ziele des Dresdner Bildungsgipfels von 2008 wirke sich die demografische Entwicklung nur im Schulwesen entlastend aus. In anderen Bildungsbereichen würden weiter noch die Teilnehmerzahlen steigen oder es entstünden neue Aufgaben (Berufsbildung und Weiterbildung). Insbesondere im Hochschulbereich sei damit zu rechnen, dass die Studienanfängerzahlen bis 2025 voraussichtlich nicht unter das Niveau der letzten Jahre sinken würden, sich die Überlastungssituation deutscher Hochschulen also nicht entspanne.
Az.: IV/2 200-3/2