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Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft
StGB NRW-Mitteilung 269/2016 vom 13.04.2016
Forschungsinitiative zur Energiewende
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat im Rahmen einer der größten Forschungsinitiativen zur Energiewende vier ausgewählte „Kopernikus-Projekte für die Energiewende“ bekanntgegeben. Darin sollen Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft über eine Projektlaufzeit von zehn Jahren gemeinsam technologische und wirtschaftliche Lösungen für den Umbau des Energiesystems in vier Schlüsselbereichen der Energiewende entwickeln: Der Entwicklung von Stromnetzen, der Speicherung überschüssiger erneuerbarer Energie durch Umwandlung in andere Energieträger, der Neuausrichtung von Industrieprozessen auf eine fluktuierende Energieversorgung und dem verbesserten Zusammenspiel aller Sektoren des Energiesystems.
Ein internationaler und unabhängiger Beirat hat vier Projekt-Konsortien zur Förderung empfohlen. Wichtige Auswahlkriterien waren die Relevanz für das Energiesystem, Konzeption und die Kompetenz der Partner. Insgesamt haben sich rund 1.000 Institutionen in 41 Projektvorschlägen beworben. Jede zweite Institution war hierbei ein Partner aus der Industrie. 230 Institutionen werden nun die Projekte umsetzen. Die ausgewählten vier Projekt-Konsortien haben in den folgenden Forschungsthemen einen Zuschlag erhalten:
Neue Netzstrukturen
Das Konsortium ENSURE des Karlsruher Instituts für Technologie, der RWTH Aachen, E.ON, TenneT TSO GmbH, Siemens AG und ABB sowie 21 Projekt-Partner wird untersuchen, wie durch eine Kombination von dezentral und zentral erzeugtem Strom die Kosten für den Netzumbau verringert werden könnten. Nach derzeitigem Stand wird der Netzumbau bis zum Jahr 2025 mit bis zu 34 Milliarden Euro veranschlagt.
Speicherung von Überschussstrom („Power-to-X“)
Das Konsortium der RWTH Aachen, dem Forschungszentrum Jülich und die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V. sowie 62 Partner möchte die großtechnische Voraussetzungen erarbeiten, um mehr als 90 Prozent der zukünftigen erneuerbare Energien-Überschüsse in Form von chemischen Grundstoffen, gasförmigen Energieträgern und Kraftstoffen zu speichern.
Industrieprozesse
Mit dem Projekt SynErgie der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Stuttgart, die ein Konsortium von 83 Partnern anführen, soll erstmals in Deutschland branchenübergreifend demonstriert werden, wie gerade energieintensive Produktionsprozesse an eine schwankende Energieversorgung angepasst werden können. Durch diese Maßnahmen könnten die Energieversorgungskosten der Industrie bis 2020 um schätzungsweise mehr als 10 Milliarden Euro verringert werden - bei erheblicher Reduzierung der CO2-Emissionen.
Systemintegration
Das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) Potsdam wird das Projekt ENavi zur Systemintegration mit 64 Partnern leiten. ENavi betrachtet die Energiewende als einen gesamtgesellschaftlichen Veränderungsprozess. Dabei geht es um die Frage, wie die mit der Energiewende verbundenen Veränderungen gegenüber betroffenen Akteuren, das heißt insbesondere auch Bürgern und Kommunen, besser transportiert werden können, um größtmögliche Akzeptanz zu erzeugen. Die erwarteten Erkenntnisse erlauben zudem eine Abschätzung des Marktpotenzials verschiedener Technologien.
Die Konsortien werden in diesem Jahr mit den Forschungsvorhaben beginnen. Die Projektlaufzeit ist in drei Phasen unterteilt, sodass eine Anpassung an aktuelle Entwicklungen und Forschungsergebnisse möglich ist. Auch innerhalb der Projektphasen werden unabhängige Experten die Fortschritte fortwährend begleiten und evaluieren. Aufgrund der zunehmenden Dynamik und steigender Komplexität im Energiebereich sollen während der Laufzeit weitere Partner die Möglichkeit erhalten, ihre Expertise in die Konsortien einzubringen. Dazu wird das BMBF zusätzlich eine Ausschreibung im Jahr 2017 veröffentlichen.
Für die erste Förderphase bis 2018 stellt das BMBF bis zu 120 Millionen Euro bereit. Für die Kopernikus-Projekte sind zwei weitere Phasen vorgesehen, die in eine Gesamtlaufzeit von bis zu zehn Jahren münden. Bis 2025 sollen dafür weitere 280 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Mit dieser langfristigen Ausrichtung ergänzen die Kopernikus-Projekte die bisherige Forschungsförderung der Bundesregierung. Die Projekte starten zunächst mit einem breit angelegten Forschungsansatz, der sich bis 2025 auf die aussichtsreichsten Lösungen fokussieren wird. So soll der Brückenschlag von der Grundlagenforschung bis in die großtechnische Anwendung gelingen.
Az.: 28.6.4.1 we