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Mitteilungen - Bauen und Vergabe
StGB NRW-Mitteilung 709/2021 vom 14.12.2021
Forschungsvorhaben unterstützt kommunale Vertreter bei Windenergie-Konflikten
Das Bundesumweltamt (UBA) hat ein interdisziplinäres Team aus Forschung und Praxis beauftragt, ein Kommunikationstool zu entwickeln, welches der Verwaltung und der Kommunalpolitik helfen soll, Konflikte um den Ausbau der Windenergie zu verstehen und moderieren zu können. Ziel ist es, akzeptable Lösungen für Kommunen zu finden, um Widerstände abzubauen und die Akzeptanz für den Ausbau der Windenergie durch gute Kommunikation zu fördern. Der DStGB hat sich in den vergangenen zwei Jahren an dem Vorhaben fachlich beteiligt und unterstützt das Ziel, die Kommunikation zwischen Windkraftbetreibern und Kommunen zu verbessern. Gerade Gemeinden, die erstmals mit dem Thema konfrontiert werden, können ein gutes Grundverständnis für alle Positionen in der Bürgerschaft aufbauen und frühzeitig alle Beteiligten in die Kommunikation einbinden.
Kaum ein Thema ist derzeit im ländlichen Raum konfliktträchtiger als die Planung von Windenergieanlagen. Das Forschungsvorhaben des Umweltbundesamtes „Operationalisierung des Klimaschutzes im Bereich des Ausbaus der erneuerbaren Energien – Strategien für akzeptable Lösungen vor Ort" setzt hier an und bietet insbesondere kleineren Kommunen im ländlichen Raum ein prozesshaftes Handlungsmodell an. Dieses soll Vertreter der Verwaltung und der Selbstverwaltung dabei unterstützen, Konflikte zu begrenzen und akzeptable Lösungen vor Ort zu finden.
Das Handlungsmodell wurde digital als „Scrollytelling“ umgesetzt. „Scrollytelling“ ist ein Kunstwort, das sich aus den Worten „Storytelling“ und dem scrollen mit der Computermaus zusammensetzt. Beim Scrollen auf der jeweiligen Internetseite wird mittels multimedialer Elemente wie Grafiken, Videos etc. eine Geschichte erzählt. Das konkrete Format für Windenergie-Konflikte bietet eine Mischung aus Information und Beratung an und versucht komplexe Inhalte unterhaltsam zu präsentieren.
Zentrale Erkenntnisse des Vorhabens sind:
- Konflikte um Windenergieanlagen unterliegen besonderen Dynamiken. Dabei sind Lärm und die Veränderung des Landschaftsbildes die beiden zentralen Einflussfaktoren.
- Hinter den häufig diskutierten Fachthemen liegen legitime Interessen der Beteiligten, wie z. B. „Wohnen und Naherholung“. Im Hintergrund treiben Werte, wie z. B. „Heimat und Identität“ die Dynamik weiter an.
- Konflikte um Windenergieanlagen lassen sich oft nicht vermeiden oder auflösen, aber ihre polarisierenden Wirkungen lassen sich begrenzen. Es gibt Möglichkeiten, mit diesen Konflikten klug umzugehen. Im besten Fall kann es die Kommune sogar stärken – in ihrer Konfliktreife und Diskussionskultur.
- Kommunen haben in diesen Konflikten eine zentrale Rolle. Auch wenn die rechtlichen Spielräume gering sind – Kommunen können und sollten die Diskussionen vor Ort steuern. Wichtig ist dabei, dass sie frühzeitig ihre Handlungsspielräume klären und nutzen und dabei eine allparteiliche und differenzierte Position einnehmen.
- Für den Umgang mit Windenergiekonflikten ist einerseits die sachliche Erörterung relevanter Fachthemen wichtig, andererseits der bewusste Einsatz geeigneter Informations- und Dialog-Werkzeuge. Mit „Themenkompass“ und „Werkzeugkoffer“ bietet das Scrollytelling Kommunen eine fachlich fundierte und zugleich passgenaue Anleitung zum Umgang mit Windenergiekonflikten.
Mit der Entwicklung des Modells wurde vom UBA ein interdisziplinäres Team aus Forschung und Praxis beauftragt, Hauptauftragnehmerin war das Moderationsbüro team ewen für Konflikt- und Prozessmanagement aus Darmstadt. Das Modell entstand auf der Basis wissenschaftlicher Recherche und breiter empirischer Erfahrungen und wurde in mehreren Runden mit Fachleuten und Praktikern und Praktikerinnen rückgekoppelt. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat die Kommunen vertreten und wichtige Hinweise zu den Fachbeiträgen eingebracht.
Der Abschlussbericht zum Vorhaben ist zu finden unter: www.umweltbundesamt.de
Das „Scrollytelling“ ist zu finden unter:
https://stories.umweltbundesamt.de/energiewende-vor-ort
Az.: 20.1.4.1-005/001 gr