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StGB NRW-Mitteilung 532/2023 vom 16.08.2023
Gesundheitsversorgung in NRW-Kommunen: Wachsende Löcher im Apothekennetz
Eine Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IfH) hat im Auftrag der Apothekerkammern Nordrhein (AKNR) und Westfalen-Lippe (AKWL) die Standortentwicklung von Apotheken in NRW untersucht und zeigt dringende Handlungsfelder auf. Die Forscher empfehlen unter anderem, das Apothekenhonorar anzuheben, Anreize für Vollzeit zu schaffen, die Männerquote zu erhöhen und „die stille Reserve“ der derzeit nicht berufstätigen Pharmazeuten zum Wiedereinstieg zu motivieren.
Eine Untersuchung der NRW-Apothekenkammer hat herausgearbeitet, dass seit der Jahrtausendwende die Zahl der Apotheken um 21 Prozent in Nordrhein-Westfalen (NRW) zurückgegangen ist. 52 Prozent der rund 1.000 Standorte seien seit dem Jahr 2012 in Großstädten geschlossen worden, jede zehnte Apotheke in Kleinstädten. Jede zehnte Kommune in NRW verfüge nur noch über eine einzige Apotheke. Die Zahl der Ein-Apotheken-Kommunen ist damit im Vergleich zu vor zehn Jahren um 52 Prozent angestiegen. Waren es im Jahr 2012 noch 27 Prozent, sind es inzwischen 41 Prozent der Kommunen mit nur einer Apotheke. Positiv sei jedoch, dass es keine Kommune ohne eine Versorgung mit medizinischen Produkten gebe.
Durchschnittlich versorgt jede der 3819 Apotheken in NRW 4.694 Einwohner. Die Versorgungsquote von 21 Apotheken auf 100.000 Einwohner liegt im Bundesschnitt (22).
Die Gründe hierfür seien vielschichtig. In ländlichen Regionen spiele weniger der Wettbewerb eine Rolle. Vielmehr fehle es an Nachfolgern, die zur Betriebsübernahme bereit sind. Wie die Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IfH) feststellt, fehle es dort zudem an Kaufkraft oder Nachfrage. Nach Einschätzung der Kammer seien weitere Gründe gegen die Übernahme einer Filialleitung2in der hohen Arbeitsbelastung, der fehlenden Zeit für die Familie, den schlechten finanziellen Rahmenbedingungen sowie in dem Übermaß an Bürokratie zu sehen.
Aktuell würden laut Kammer auf einen suchenden Apotheker bis zu 20 offene Stellen kommen. Um Nachwuchs zu gewinnen, müsse sowohl die Ausbildung als auch der Arbeitsplatz nach Einschätzung des IfH attraktiver werden. Aktuell würden 74 Prozent Frauen die Filialen leiten. Die Teilzeit-Quote unter den Beschäftigten der öffentlichen Apotheken sei mit fast 50 Prozent laut IfH überdurchschnittlich hoch. Trotz wachsender Zahl an Beschäftigten in Apotheken gibt es mehrere Studien, die mit Blick auf die kommenden Jahre für die Apotheken-Branche ebenfalls ein Fachkräfte-Defizit prognostizieren. Denn neben den öffentlichen Apotheken wachse der Bedarf an Pharmazeuten auch in anderen Bereichen, was den Wettbewerb um Kräfte erhöhe. Im Jahr 2012 beschäftigten die Apotheken 31.000 Tätige. Im Jahr 2022 seien es bereits 39.000 Tätige gewesen. Laut einer Befragung der Kammer würden anderweitig Beschäftigte in öffentliche Apotheken wechseln, wenn der Verdienst besser ist, flexiblere Arbeitszeitmodelle existierten sowie wissenschaftliches Arbeiten möglich wäre.
(Quelle: DStGB aktuell)
Az.: 38.0.13-001/002