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Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft
StGB NRW-Mitteilung 463/2024 vom 30.07.2024
Höhere Investitionen in den Ausbau der Fernwärme nötig
Die Fernwärme ist ein zentraler Baustein für das Gelingen der Wärmewende. Hierfür sind umfangreiche Investitionen notwendig. In einem Gutachten hat die Prognos AG im Auftrag von AGFW und VKU die notwendigen Investitionen und den Förderbedarf für den Ausbau der Fernwärme berechnet und aktualisiert. Dabei wird unter anderem deutlich: Der Investitionsbedarf ist über 10 Mrd. Euro höher als die letzten Schätzungen im Jahr 2020 veranschlagten.
Neben einer Aktualisierung der notwendigen Investitionen und des Förderbedarfs bis zum Jahr 2030, legt die Studie auch eine erstmalige Berechnung der notwendigen Investitionen und des Förderbedarfs bis zum Jahr 2045 vor.
Die Berechnungen des Gutachtens quantifizieren folglich den Investitionsbedarf in den Ausbau der Fernwärmenetze und in die Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien und unvermeidbarer Abwärme in der Fernwärme und liefern eine Abschätzung des Fördermittelbedarfs bis zum Jahr 2045.
So soll, laut Prognos, die Zahl der an die Fernwärme angeschlossenen Wohngebäude von aktuell etwa 1,3 Mio. um 177 Prozent auf 3,6 Mio. Wohngebäude im Jahr 2045 ansteigen. Dies ist gleichbedeutend mit etwa 14 Mio. Wohneinheiten, die im Jahr 2045 mit Fernwärme versorgt werden und entspricht dem in der Erklärung zum Fernwärmegipfel vom 12. Juni 2023 angestrebten Zielwert. Die Nachfrage nach Fernwärme steigt hierdurch von aktuell knapp 110 TWh um gut 51 Prozent auf 166 TWh im Jahr 2045 an.
Für die Bereitstellung von Fernwärme aus erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme steht ein breiter Technologie-Mix zur Verfügung. Das Potenzial der einzelnen Technologien kann sich von Gemeinde zu Gemeinde stark unterscheiden. Dies gilt besonders für unvermeidbare Abwärme aus industriellen oder gewerblichen Prozessen, thermischer Abfallbehandlung, Geothermie und Freiflächen-Solarthermie. Daher wird laut Prognos auch künftig eine große Bandbreite an Erzeugungstechnologien in den Fernwärmenetzen mit entsprechend unterschiedlichen Wärmegestehungskosten zu finden sein.
Bis zum Jahr 2030 sind nach Berechnungen durch Prognos für den angestrebten Ausbau der Fernwärmenetze, der Wärmespeicher und neuen Erzeugungsanlagen Investitionen von 43,5 Mrd. Euro bzw. jährlich etwa 6,2 Mrd. Euro notwendig. Knapp 60 Prozent der Investitionen entfallen auf den Ausbau bzw. die Erweiterung von Wärmenetzen. Die restlichen 40 Prozent sind Investitionen in Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Wärme und der Nutzbarmachung von unvermeidbarer Abwärme sowie deren Einbindung in die Wärmenetze. Bis zum Jahr 2045 sind weitere Investitionen in Höhe von gut 74 Mrd. Euro notwendig. Dies entspricht etwa 5 Mrd. Euro jährlich. Der jährliche Bedarf an Investitionskostenzuschüssen und Betriebskostenförderungen liegt bei rund 3,4 Mrd. Euro bis 2030. Nach 2030 steigt der Bedarf geringfügig auf 3,5 Mrd. Euro jährlich.
Bei einem vom Bund anvisierten Ausbauziel von 100.000 Fernwärmeanschlüssen pro Jahr ist klar, dass die vom Bund bis 2026 gestellten 3 Mrd. Euro nicht ausreichen werden, um den Hochlauf der Fernwärme abzusichern. Dies belegen nun auch die aktualisierten Zahlen der Prognos AG. Die BEW muss daher auf 3,5 Mrd. Euro jährlich aufgestockt werden und frühzeitig eine Nachfolgelösung für die bis September 2028 begrenzte Förderung geschaffen werden.
Jetzt kann es zudem sinnvoll sein, neu zu priorisieren und die Sanierung großer, kommunaler Liegenschaften zu unterstützen, damit die Kommunen als gutes Beispiel vorangehen können. Als wichtige Säule muss hier die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) verstetigt werden, denn wie auch die Prognos Studie zeigt, kann die Wärmewende nur mit einhergehender Gebäudesanierung gelingen.
Weitere Informationen:
AGFW/VKU-Studie zu Wärmenetzen: Studie zu Wärmenetzen
Az.: 28.6.1-002/006