Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft

StGB NRW-Mitteilung 17/2009 vom 08.12.2008

Internationaler Vergleich der Steuersysteme

Die Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) und die Weltbank haben eine Studie über die Steuersysteme in 181 Staaten veröffentlicht. Mit einer Abgabenquote von 50,5 Prozent liegt Deutschland im weltweiten Vergleich auf Rang 128, die weltweit durchschnittliche Abgabenquote liegt bei 49,3 Prozent. Analysiert wird die Steuerbelastung auf der Basis des Rechtsstandes 2007. Würde man die im Jahr 2008 in Kraft getretene Unternehmensteuerreform berücksichtigen, würde Deutschland mit einer Abgabenquote von 45,1 auf Position 102 (gleichauf mit Tansania) vorrücken.

1. Berechnungsmodell

Basis für die Berechnung der Abgabenquote war ein für alle Staaten repräsentatives Modellunternehmen mit einer vorgegebenen Gewinnentwicklung. Dabei wird die Summe aller Steuern und Abgaben des Unternehmens ins Verhältnis zum Betriebsgewinn gesetzt. Konkret analysiert wurde ein Unternehmen mit Sitz in Berlin, das Blumentöpfe produziert und vertreibt. Unterstellt wurden 60 Mitarbeiter, ein Umsatz von etwas mehr als 28 Millionen Euro und ein nach besonderen Abschreibungsregeln ermittelter Betriebsgewinn von 1,7 Millionen Euro.

Um die Attraktivität eines Steuersystems beurteilen zu können, reicht es nicht aus, nur auf die Höhe der Belastung zu schauen. Deshalb wurde in der Studie auch die Steuerbürokratie untersucht, d.h. die Zeit, die Unternehmen für die Ermittlung, Anmeldung und Abführung der fälligen Steuern und Sozialabgaben benötigen.

2. Steuerbürokratie

- Bearbeitungszeit:

Die Ermittlung und Begleichung der Abgaben- und Steuerlast kostet Unternehmen im weltweiten Durchschnitt rund 300 Stunden. In Deutschland benötigen die Unternehmen 196 Stunden, um ihren Zahlungspflichten gegenüber dem Staat nachzukommen, davon entfallen allein 43 Stunden auf die Bearbeitung der Umsatzsteuer. Im weltweiten Vergleich rangiert Deutschland auf Rang 68; innerhalb der EU belegt Deutschland Platz 12.

Das gemessen am Zeitaufwand aufwändigste Steuersystem leistet sich Brasilien mit 2.600 Bearbeitungsstunden für Ermittlung, Anmeldung und Abführung der fälligen Steuern und Sozialabgaben. Nicht einmal eine Stunde jährlich benötigen dagegen Unternehmen mit Sitz auf den Malediven für ihre Steuererklärung.

- Zahl der Steuertermine:

Eine weitere wichtige Kennziffer für den steuerrechtlichen Aufwand eines Unternehmens ist die Zahl der Steuertermine. Auch hier bestehen beträchtliche Unterschiede. In Deutschland gibt es 16 Zahlungstermine (Schweden 2, Polen 40, Rumänien 113). Im weltweiten Vergleich belegt Deutschland Rang 49.

3. Gesamtbelastung

Im Gesamtvergleich aus Belastungsquote, Zeitaufwand und Überweisungsterminen liegt Deutschland auf Rang 80. Damit verschlechtert sich Deutschland im Vergleich zur Studie aus dem Vorjahr von Rang 67 auf Rang 80. Unter Berücksichtigung der Unternehmensteuerreform 2008 hätte sich Deutschland allerdings nicht verschlechtert, sondern wäre auf Rang 62 vorgerückt.

Innerhalb der EU liegt Deutschland auf Rang 15 (Rang 1: Irland, Rang 25 Rumänien). Bei den G 8-Staaten liegt Großbritannien auf Platz 1, Deutschland liegt auf Platz 5 im Mittelfeld vor Japan, Italien und Russland.

Das Land mit dem attraktivsten Steuersystem sind die Malediven. Am unattraktivsten ist das Steuersystem in Weißrussland.

4. Steuerreformen weltweit

Weiter heißt es, dass die durchschnittliche Steuerbelastung der Unternehmen weltweit gegenüber dem Vorjahr gesunken ist. In den Jahren 2007 und 2008 reformierten 36 von 181 Staaten ihr Steuersystem, darunter auch Deutschland. Der Körperschaftsteuersatz sank infolge von Steuerreformen in 21 Ländern; zwölf Länder vereinfachten die Verfahren zur Steuererklärung und in acht Ländern wurden einzelne Steuerarten gestrichen. Das Reformtempo wird, so die Autoren, vor allem aus Osteuropa und Zentralasien vorgegeben. Hier gab es die meisten Reformen in den Jahren 2007 und 2008: Neun Staaten senkten die Steuersätze oder erleichterten das Verfahren.

Die Unternehmensteuerreform 2008 in Deutschland wird als Schritt in die richtige Richtung bezeichnet. Nach wie vor leide das deutsche Steuersystem im internationalen Wettbewerb aber unter seiner Komplexität und der überdurchschnittlichen Gesamtbelastung.

5. Download

Die rund 100 Seiten umfassende Studie „Paying Taxes 2009: The global Picture“ kann unter www.pwc.de kostenlos heruntergeladen werden.

Az.: IV/1 922-31

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