Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft

StGB NRW-Mitteilung 178/2023 vom 13.03.2023

Leopoldina Diskussion: Leitideen für die Transformation des Energiesystems

In einem Diskussionspapier hat die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina die Dringlichkeit der Energiewende betont und für einen energischen Ausbau erneuerbarer Energien und effizientere Energienutzung plädiert. Die Leopldina bearbeitet unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen wichtige gesellschaftliche Zukunftsthemen aus wissenschaftlicher Sicht, vermittelt die Ergebnisse der Politik und der Öffentlichkeit und vertritt diese Themen national wie international. Anhand von sechs Leitideen soll sich die nächste Phase der Transformation des Energiesystems orientieren. Sie umfasst die Etablierung eines Kohlenstoffkreislaufmanagements, eine europa- und ressortübergreifende Klimapolitik, den Ausbau einer Wasserstoffwirtschaft sowie den Energienetzausbau und die Beteiligung des ganzen Spektrums an Wissenschaftsdisziplinen.

Im Vorlauf auf den Forschungsgipfel 2023 am 28. März hat die Leopoldina ein Diskussionspapier zur Transformation des Energiesystems veröffentlicht. Darin werden sechs Leitideen vorgestellt.

  1. Kohlenstoffkreislauf: Neben der Verminderung und Vermeidung von Emissionen muss eine erhebliche Menge an nicht vermeidbaren Emissionen aus unserer Atmosphäre entnommen werden. Die Bundesregierung und die EU werden aufgerufen, Ziele zu formulieren, die Innovation und Implementierung von Carbon Capture Systemen und ihre Einbettung in den Europäischen Emissionshandel fokussieren.

  2. Umfassende Klimapolitik: Es wird eine klare und nachprüfbare Definition für die CO2-Belastung gefordert, die mit derzeitigen Energieträgern einhergeht. So würde eine bewertbare Grundlage geschaffen, die politische Entscheidungen erleichtere. Außerdem wird vorgeschlagen, ein Gremium innerhalb der Bundesregierung zu bilden, das die unterschiedlichen Ebenen (Bund-Länder-Kommunen-EU) und Ressortzuständigkeiten spiegelt und die energiepolitische Transformation koordiniert.

  3. Wasserstoffwirtschaft: Der Wasserstoff spielt eine wichtige Rolle als zukünftiger stofflicher Energieträger, weshalb die Wasserstoffinfrastruktur ausgebaut werden muss und der Import von Wasserstoff schnell auf den Weg gebracht werden sollte. Dabei ist auf internationale Diversifikation zu achten, um einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden.

  4. Netzausbau: Durch den Kohleausstieg bedingt, ist zu erwarten, dass die Gasnetze noch einige Zeit in Betrieb sein werden und parallel dazu Neubau- und Umnutzungsprojekte für Wasserstoffinfrastruktur vorangetrieben werden. Die Leopoldina fordert hier eine Klärung der Finanzierung und der Trägerschaft solcher Projekte. Außerdem wird die Dringlichkeit beim Ausbau des Stromnetzes betont, um die Elektrifizierung aller Gesellschafts- und Wirtschaftsbereiche voranzutreiben.

  5. Die Rolle von Gaskraftwerken: Auch in Zukunft müssen erhebliche Kapazitäten von Kraftwerken bestehen, die zunächst noch mit Erdgas, aber in Zukunft mit Wasserstoff und Derivaten betrieben werden sollen. Hierzu könne die existierende Infrastruktur an Standorten von Kohlekraftwerken genutzt werden.

  6. Disziplinvielfalt in der Wissenschaft: Damit vorausschauende und informierte politische Entscheidungen zu energiepolitischen Transformationspfaden getroffen werden können, muss das ganze Spektrum an Wissenschaftsdisziplinen ineinandergreifend Forschungslücken schließen. Vor allem Transferprojekte in Realumgebung an der Schnittstelle zwischen Forschung und industrieller Nutzung werden benötigt. Außerdem wird die Kernfusion als mögliches Komplement zu erneuerbaren Energien angeführt; allerdings nicht vor der Erreichung der Klimaneutralität 2045, sondern im Rahmen eines langfristigeren Zeithorizontes.

Anmerkung:

Auch wenn die Leitideen der Leopoldina die nächste Phase in der Energiewende beschreiben, wird klar, dass viele der anstehenden Herausforderungen bereits heute auf kommunaler Ebene von höchster Relevanz sind. Zu begrüßen sind vor allem die Forderungen im Bereich Netzausbau. Es muss geregelt werden, wie eine Umwidmung von Erdgas- zu Wasserstoffnetzen bzw. ein Rückbau der Netze umzusetzen und zu finanzieren ist. Außerdem muss der Ausbau der Stromnetze konsequent beschleunigt werden. In jedem Fall ist zunächst Planungs- und Investitionssicherheit für die Kommunen und die kommunalen Versorger zu gewährleisten, damit der Aus-, Um- und Rückbau vorangetrieben werden kann.

Weitere Informationen:

Diskussionspapier Leopoldina: www.leopoldina.org

Az.: 28.6.9-012/001 we

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