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Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft
StGB NRW-Mitteilung 38/2016 vom 01.12.2015
Monitoringbericht Energie 2015
Die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt haben ihren gemeinsamen Monitoringbericht 2015 über die Entwicklungen auf den deutschen Elektrizitäts- und Gasmärkten veröffentlicht. Damit setzen die Behörden die Beobachtung und Analyse der vor allem durch die Energiewende geprägten Entwicklungen im deutschen Strom- und Gasbereich fort. Während der Schwerpunkt des Bundeskartellamtes sich auf die wettbewerblichen Bereiche der Wertschöpfungsketten Strom und Gas richtet, liegt der Fokus der Bundesnetzagentur in den Netzbereichen, der Versorgungssicherheit sowie der Belieferung von Haushaltskunden.
Der Monitoringbericht 2015 ist unter www.bundeskartellamt.de abrufbar. Die wesentlichen Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Erzeugung und Versorgungssicherheit
Die Stromerzeugung war im Berichtsjahr 2014 durch einen Rückgang der Erzeugung aus konventionellen Energieträgern bei einem gleichzeitigen starken Anstieg der Erzeugung aus erneuerbaren Energieträgern geprägt. Am meisten zugenommen hat dabei die Stromerzeugung aus Windenergie (an Land). Trotz all der damit verbundenen Herausforderungen bleibe das Niveau der Versorgungssicherheit aber extrem hoch. Die Zuverlässigkeit der Stromversorgung lag 2014 bei 99,998 Prozent.
Die Marktmacht der größten Stromerzeugungsunternehmen hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Im Jahr 2014 betrug der kumulierte Marktanteil der vier größten Stromerzeuger auf dem Stromerstabsatzmarkt rund 67 Prozent. Dies entspricht dem Vorjahreswert beziehungsweise einer Verringerung um 6 Prozentpunkte gegenüber dem Jahr 2010.
Netzausbau
Der notwendige Netzausbau kann mit dem Umbau der Erzeugungslandschaft bei gleichzeitig weiter steigender Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weiterhin nicht Schritt halten. Im Berichtsjahr 2014 mussten die Netzbetreiber verstärkt Maßnahmen zur Wahrung der Netz- und Systemstabilität tätigen. Im vergangenen Jahr wurde mehr als 1,5 Mrd. kWh regenerativ und nach dem EEG vergütungsberechtigter Strom erzeugt. Das war nahezu eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr.
Die strom- und spannungsbedingten „Redispatchmaßnahmen“, also kurzfristige Eingriffe in die Fahrweise konventioneller Kraftwerke durch die Übertragungsnetzbetreiber, sind im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf 8.453 Stunden angestiegen. Auch die konventionellen Erzeuger waren von Eingriffen in ihren Betrieb betroffen. Die Entschädigungszahlungen haben sich mit ca. 83 Mio. Euro um ca. 89 Prozent erhöht. Auch für das Jahr 2015 zeichnet sich bereits im ersten Quartal eine abermalige Erhöhung der Ausfallarbeit und somit der Entschädigungszahlungen ab.
Von den insgesamt erforderlichen 1.876 Leitungskilometern der Übertragungsnetze sind - unter Berücksichtigung des dritten Quartalsberichts 2015 - bislang lediglich 558 Kilometer realisiert (dies entspricht ca. 30 Prozent). Die Übertragungsnetzbetreiber rechnen mit der Fertigstellung von etwa 40 Prozent der EnLAG-Leitungskilometer bis zum Jahre 2016. Bislang ist noch keines der Vorhaben aus dem Bereich Pilotstrecken für Erdkabel in Betrieb. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion führt für das erste 380-kV-Erdkabel-Pilotprojekt in der Gemeinde Raesfeld die finalen Bauarbeiten durch.
In den nunmehr durch die Bundesnetzagentur bestätigten Netzentwicklungsplänen Strom und im Offshore-Bereich 2024 umfassen die Netzausbau- und Umbaumaßnahmen in den nächsten 10 Jahren rund 3.050 km an Optimierungs- und Verstärkungsmaßnahmen in Bestandstrassen und rund 2.750 km an Neubautrassen. Die Bundesnetzagentur ist in ihrer Prüfung für den Korridor D zu dem Ergebnis gekommen, dass grundsätzlich auch eine Verbindung zwischen Wolmirstedt und Isar/Landshut als südlichem Netzverknüpfungspunkt geeignet ist.
Strompreisentwicklung
Die Strompreise für Letztverbraucher zum 1. April 2015 sind im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Gegenüber dem Jahr 2014 ist mit Stichtag 1. April 2015 der Durchschnittspreis für Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh um 1,4 Prozent auf 29,11 ct/kWh (inkl. USt.) gesunken. Dennoch zahlen deutsche Haushaltskunden weiterhin - nach Dänemark - die zweithöchsten Strompreise Europas. Ursache ist die mit rund 52 Prozent überdurchschnittlich hohe Belastung durch Steuern, Umlagen und Abgaben. Die Entwicklung der Netzentgelte hat sich im Zeitraum 2013 bis 2015 vorübergehend stabilisiert. Im Bereich der Haushaltskunden in der Grundversorgung liegt der Wert auf dem Niveau des Vorjahres.
Die Häufigkeit, mit der Stromverbraucher ihren Lieferanten wechseln, entspricht ungefähr dem Vorjahresniveau. Nachdem es im Heizstrombereich über viele Jahre kaum Lieferantenwechsel gab, ist im Jahr 2014 eine signifikante Zunahme der Wechselaktivitäten zu verzeichnen. Der Anteil der Heizstromkunden, die einen anderen Lieferanten als den örtlichen Grundversorger haben, betrug 2014 über 4 Prozent und hat sich somit im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Import und Eport
Weiterhin fließen aus Deutschland große Strommengen in die Nachbarländer. Der Exportüberschuss erhöhte sich im Jahresvergleich um 2 Mrd. kWh auf rund 34,5 Mrd. kWh. Der grenzüberschreitende Stromhandel führt für alle beteiligten Länder zu einem volkswirtschaftlichen Mehrwert. In Deutschland wirkt sich die zusätzliche ausländische Nachfrage nach deutschem (EE-)Strom auf die von deutschen Stromerzeugern erzielbaren Preise aus.
Im Gasbereich seien Import-und Exportmengen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die wichtigsten Bezugsquellen für nach Deutschland geliefertes Gas sind nach wie vor Russland und die GUS-Staaten sowie Norwegen und die Niederlande. Die Exporte flossen im Wesentlichen nach Tschechien, in die Schweiz, nach Österreich und Frankreich.
Bewertung
Fazit des Monitoringberichtes ist, dass das Tempo für den Netzausbau dringend beschleunigt und - wie im Koalitionsvertrag vorgesehen - mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien besser synchronisiert und abgestimmt werden muss. Von den erforderlichen Vorhaben auf der Ebene der Übertragungsnetze wurde bislang gerade mal ein Drittel realisiert. Die Kosten für die Abregelung von insbesondere Windkraft und Photovoltaikanlagen sind um das Dreifache gestiegen. Dies begegnet nicht nur aus volkswirtschaftlichen Gründen erheblichen Bedenken, sondern führt dazu, dass klimafreundlich produzierter Strom aus erneuerbaren Energien immer öfter ungenutzt bleibt.
Aus kommunaler Sicht ist es erforderlich, dass die EEG-Förderung noch stärker als bisher mit dem Netzausbau verzahnt wird. Es sollte künftig vermieden werden, dass wirtschaftliche und unwirtschaftliche Standorte weiter gleichermaßen gefördert werden. Notwendig hierfür ist auch eine stärkere Mitverantwortung der Produzenten erneuerbarer Energien. Dazu gehört zum Beispiel die Auswahl möglichst effizienter Standorte. Um den starken Anstieg dezentral angesiedelter erneuerbarer Energien im Hinblick auf die vorhandene Netzinfrastruktur meistern zu können, ist neben dem Aus- und Umbau der Übertragungsnetze, vor allem die Modernisierung der lokalen und regionalen Verteilnetze in den Fokus zu nehmen.
Zudem sind innovative, dezentrale Lösungen, das heißt Technologien und Speicher, gefragt, die geeignet sind, Angebot und Nachfrage von Strom, Gas und Wärme besser aufeinander abzustimmen. Durch „smart Grids“ können mittels einer Kombination von Energie- und Kommunikationsnetzen Angebot und Nachfrage von Energie besser aufeinander abgestimmt und der Energiefluss effizienter gesteuert werden. Hierdurch wird ein wichtiger Beitrag zur Vermeidung von Netzüberlastungen und zur Gewährleistung einer besseren Versorgungssicherheit und damit für das Gelingen der Energiewende insgesamt geleistet.
Az.: 28.6.4.1-001/001