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Mitteilungen - Jugend, Soziales, Gesundheit
StGB NRW-Mitteilung 173/1998 vom 05.04.1998
NRW-Initiative Jugend in Arbeit
Mit Unterstützung des Nordrhein-Westfälischen Städte- und Gemeindebundes und seines Präsidenten Bürgermeister Reinhard Wilmbusse, Alte Hansestadt Lemgo, hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales am 25.3.1998 die NRW-Initiative "Jugend in Arbeit" gestartet. Sie wird mitgetragen von den Arbeitgebern, Kammern, DGB, Landesarbeitsamt, Kommunen und Wohlfahrtsverbänden und soll die wachsende Zahl der langzeitarbeitslosen Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen senken. 1997 lag die Arbeitslosenquote der Jugendlichen in NRW erstmals über der der Erwachsenen. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen unter den jugendlichen Arbeitslosen steigt stetig an. Die Initiative will langzeitarbeitslose Jugendliche in Arbeit bringen, ihnen Berufserfahrungen verschaffen und somit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Angesprochen werden Jugendliche bis zu 25 Jahren, die länger als 1 Jahr keine Arbeit hatten und beim Arbeitsamt als langzeitarbeitslos gemeldet sind.
Für das 3-jährige Programm "Jugend in Arbeit" wurden zusätzliche Mittel im Landeshaushalt eingestellt. Hinzu kommen die Mittel, die beim Land und bei der Arbeitsverwaltung für die verschiedenen Vorbereitungs- und Qualifizierungsmaßnahmen bereitstehen sowie Lohnkostenzuschüsse für Betriebe, die Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.
Im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales wurde eine abteilungsübergreifende Projektgruppe gebildet, die Vorbereitung und Umsetzung der Initiative koordiniert. Ferner steht die Landesberatungsgesellschaft G.I.B. in Bottrop für Auskünfte zur Verfügung. Der Aufruf zur NRW-Initiative "Jugend in Arbeit" hat folgenden Wortlaut:
"Jugendarbeitslosigkeit ist ein drängendes Problem unserer Gesellschaft. In Nordrhein-Westfalen sind rd. 100.000 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. 10.000 von ihnen haben schon seit mehr als einem Jahr keine Arbeit. Sie sind bereits am Anfang ihres Berufslebens langzeitarbeitslos.
Die Jugendarbeitslosigkeit verfestigt sich, die Langzeitarbeitslosigkeit Jugendlicher droht sogar noch zuzunehmen.
Die Initiative "Jugend in Arbeit" wird gemeinsam getragen von der Landesregierung, den Kammern, den Arbeitgebern, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, der Arbeitsverwaltung, den Wohlfahrtsverbänden und den Kommunen. Diese Institutionen wollen zusammenwirken, die Langzeitarbeitslosigkeit junger Menschen wirksam zu bekämpfen. Ihre Zusammenarbeit ist deshalb mittelfristig angelegt.
Jeder junge Mensch in NRW, der länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet ist, soll über diese Initiative direkt angesprochen werden, um ihm damit eine berufliche Chance zu bieten.
Nach eingehender Beratung und anschließender Vereinbarung eines beruflichen Entwicklungsplanes unter Beteiligung der Arbeitsverwaltung können die Jugendlichen eine reguläre Beschäftigung annehmen. Ist dies noch nicht möglich, werden zunächst Qualifizierung, Training und betriebliches Praktikum organisiert.
Die Jugendlichen sollen dadurch Berufserfahrung sammeln können und damit bessere Chancen haben, einen festen Arbeitsplatz zu finden.
Ziel der gemeinsamen Anstrengungen ist es, jedem arbeitswilligen und arbeitsfähigen langzeitarbeitslosen Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen einen betrieblichen Arbeitsplatz als Einstieg ins Berufsleben anzubieten.
Dieses Ziel ist nur erreichbar, wenn alle Verantwortlichen zusammenwirken.
Um mittelfristig zu weitergehenden praktischen Lösungsansätzen zu kommen, vereinbaren die Unterzeichner, sich über Ursachen, Problemfelder und Rahmenbedingungen der Langzeitarbeitslosigkeit bei Jugendlichen in einem zu gründenden Landesbeirat zu verständigen und dabei auch neue Wege und Instrumente zu erproben.
Ein Themenkatalog, der als Anlage zu diesem Aufruftext vereinbart wurde, ist die Arbeitsgrundlage des Landesbeirats.
Für die jungen Menschen ist wichtig, daß sie diese Initiative als echte Chance begreifen, sie nutzen und damit als Alternative zur subjektiven Wahrnehmung der Perspektivlosigkeit und Ausgrenzung erfahren.
Gegen Resignation und Frust setzen wir mit dieser gemeinsamen Initiative die Botschaft: Ihr könnt es schaffen, wir eröffnen neue Chancen - Zukunft mit Beruf!"
Die die Initiative tragenden Unterzeichnerorganisationen haben ferner vereinbart, insbesondere auf folgenden Themenfeldern zu weitergehenden praktischen Lösungsansätzen zu kommen bzw. Alternativen zu entwickeln und diese praktisch zu erproben:
- Verbesserung von grundlegenden Arbeitstugenden und Schlüsselqualifikationen sowie deren Vermittlung
- Erhöhung der Lernmotivation von schulmüden bzw. lernschwachen Jugendlichen durch stärker praxisbezogene Alternativen der Lehrstoffvermittlung im 10. Pflichtschuljahr (Berufsmotivationsjahr)
- Neue Zugangswege und Formen der Hinführung zu einer betrieblichen Berufsausbildung
- Verstärkung des Arbeitsweltbezugs und der Arbeitsmarktorientierung für Sek. I Schüler
- Anhebung des Niveaus zentraler schulischer Grundfertigkeiten für Schulabgänger
- Priorität für jugendliche Langzeitarbeitslose sowie für betriebsnahe Maßnahmen und Instrumente im Rahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik
- Erarbeitung klarer Zielvorgaben für die Umsetzung der Initiative und Aufbau eines zeitnahen Controllings zur Schaffung von neuen Anreizen und Praktiken in der aktiven Arbeitsmarktpolitik für langzeitarbeitslose Jugendliche
- Verstärkung der Kooperation zwischen Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen und Kommunen zur Integration jugendlicher Langzeitarbeitsloser in den ersten Arbeitsmarkt
- Konsequenzen bei der Ablehnung zumutbarer Angebote unter Berücksichtigung von Erfahrungen und Praxis anderer Länder.
Az.: III 844 - 1