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Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft
StGB NRW-Mitteilung 407/2012 vom 28.06.2012
Stadtwerke-Studie zu dezentraler Erzeugung und Erneuerbaren Energien
Die Studie „Stadtwerke-Gestalter der Energiewende“ stellt in ersten Ergebnissen fest, dass Stadtwerke und regionale Energieversorger bei der Umsetzung der Energiewende auf den Ausbau Erneuerbarer Energien und einer dezentralen Erzeugung setzen. Als größtes Hemmnis bei der Umsetzung sehen die Energieversorger dagegen die unklaren politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die mangelnde Akzeptanz der Bevölkerung und den verzögerten Netzausbau.
Hintergrund
Die Studie basiert auf einer Befragung von 100 Stadtwerken und regionalen Energieversorgern im Frühjahr 2012. Untersucht wurde einerseits, wie Stadtwerke und Regionalversorger die Energiewende zu diesem Zeitpunkt angenommen und umgesetzt haben und andererseits welche Herausforderungen und Probleme sich für sie stellen. Dabei in Fokus genommen wurden u.a. der Ausbau Erneuerbarer Energien, Netze und Speicher und der damit einhergehende Investitionsbedarf. Die Studie wurde gemeinsam vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und Ernst & Young durchgeführt.
Ergebnis
Aus der Studie geht zunächst hervor, dass Stadtwerke und Regionalversorger sowohl große Potenziale als auch Risiken der Energiewende sehen. Sie verstehen sich dabei als Gestalter der Energiewende, die aus ihrer Sicht durch die Stärkung der Dezentralität der Energieerzeugung geprägt sein müsse. Dem Ausbau Erneuerbarer Energien wird ein besonders hoher Stellenwert zugesprochen. Allein in diesem Bereich werden in Deutschland bis zum Jahr 2020 schätzungsweise 16 Mrd. Euro investiert. Dabei liegen die Schwerpunkte auf der Onshore- Windkraft, Wasserkraft, Photovoltaik, und Biogasanlagen. Offshore-Windenergie ist aufgrund der Schwierigkeiten beim Netzanschluss und der Haftungsrisiken kein bedeutendes Geschäftsfeld.
Investitionsschwerpunkte liegen vor allem in dem Ausbau der Netze. Neue Geschäftsmodelle sieht die Branche mehrheitlich Kooperationsstrategien. Der Nutzen wird vor allem in den möglichen Synergien, im Zugriff auf fehlendes Know-How sowie in der Beschaffung fehlender finanzieller Mittel. Als größtes Risiko der Energiewende werden unklare und unzuverlässige politische Rahmenbedingungen gesehen. Notwendige Investitionen in die Netze und zur Marktintegration der Erneuerbaren Energien können als Folge dessen nicht getätigt werden. Neben den großen Schwierigkeiten der Netzintegration und der fehlenden Akzeptanz der Bevölkerung wird die Finanzierung von Investitionen gesehen.
Ein Drittel der Energieversorger erwartet, dass sich die Finanzierungsmöglichkeiten noch verschlechtern werden. Knapp 50 Prozent gehen davon aus, dass sie ihre Investitionen aus liquiden Mitteln bestreiten können. Unterschätzt wird laut der Studie die Nutzung von Bürgerbeteiligungsprogrammen als Finanzierungsinstrumente. Bereits 25 Prozent aller Unternehmen bietet Bürgerbeteiligungsmodelle an, weitere 32 Prozent sind in Vorbereitung und Planung.
Das Gesamtvolumen der Investitionen zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland liegt nach der Studie bei voraussichtlich 250 Mrd. Euro bis zum Jahr 2020.
Bewertung
Die Ergebnisse der Stadtwerkestudie lassen aus kommunaler Sicht wichtige Ansätze erkennen, aus denen hervorgeht, wo derzeit schwerpunktmäßig Chancen und Risiken der Energiewende liegen. Der Ausbau Erneuerbarer Energien bieten Kommunen, Stadtwerken, Regionalversorgern und den Bürgern große Potenziale sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen. Die derzeit noch unzureichende Koordinierung der Energiewende auf Bundesebene spiegelt sich jedoch oftmals in unklaren politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen wieder. Kurzfristige Änderungen der Rahmenbedingungen führen zu erheblichen Investitionsunsicherheiten und zu einer fehlenden Planbarkeit.
Unmittelbare Folgen sind der derzeit stockende Netzausbau, fehlende Investitionen in konventionelle Reservekraftwerke und Speichertechnologien. Die Studie lässt zugleich erkennen, dass auch die Schaffung von Akzeptanz hierdurch gefährdet wird. Nur wenn die Bürger an den Prozessen durch eine ehrliche und transparente Debatte involviert und darüber hinaus gemeinsam mit Stadtwerken und Regionalversorgern an dem Bau und Betrieb Erneuerbarer Energien Anlagen beteiligt werden, führt dies zur Identifikation und Akzeptanz der Energiewende.
Die Studie belegt, dass bereits die überwiegende Zahl an Energieversorgern Bürgerbeteiligungsmodelle anbieten. Damit spüren sie durch eine Beteiligung an den erzielten Gewinnen auch einen Mehrwert der Energiewende. Die Ergebnisse der Studie bedeuten daher gleichzeitig einen Appell an Bund und Länder für eine bessere Koordinierung, der Schaffung von Rahmenbedingungen, die ein Mehr an Planungs- und Investitionssicherheit gewähren und verstärkte eine Förderung der dezentralen Strukturen vorsehen.
Die Studie ist im Internet unter bdew.de/internet.nsf/id/B2ED1981F112C9E2C1257A21002FCF9E/$file/Praesentation%20PK%20Stadtwerkestudie.pdf abrufbar.
Az.: II gr-ko