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Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft
StGB NRW-Mitteilung 651/2022 vom 07.11.2022
Versorgungsunterbrechungen bei Strom in 2021
Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat am 12. Oktober 2022 Zahlen zu Unterbrechungen der Stromversorgung im Jahr 2021 veröffentlicht. Danach lag die durchschnittliche Nichtverfügbarkeit von Strom in Deutschland im Jahr 2021 bei durchschnittlich 12,7 Minuten je Letztverbraucher. Damit stieg die Unterbrechungsdauer laut BNetzA erstmalig seit 2017 wieder an und nahm im Vergleich zum Vorjahr um 1,97 Minuten auf 12,7 Minuten zu.
Einen merklichen Anteil am Anstieg der Störungen auf der Mittelspannung hatte laut der Pressemitteilung der BNetzA u.a. ein Vorfall in einem Umspannwerk, der durch einen gasbefüllten metallbeschichteten Ballon ausgelöst wurde. Der Anstieg in der Niederspannung sei unter anderem auf ein Hochwasserereignis zurückzuführen. Die Ursache für den Anstieg der durchschnittlichen Versorgungsunterbrechung seien Störungen auf der Mittelspannung und Wetterereignisse in der Niederspannung.
Wie werden die Zahlen ermittelt?
Laut der Bundesbehörde berichten Betreiber von Energieversorgungsnetzen jährlich über alle in ihren Netzen aufgetretenen Versorgungsunterbrechungen, die länger als drei Minuten dauern. Der jeweilige Bericht enthält Zeitpunkt, Dauer, Ausmaß und Ursache der Versorgungsunterbrechungen.
Für das Jahr 2021 haben 850 Netzbetreiber insgesamt 166.615 Versorgungsunterbrechungen in der Nieder- und Mittelspannung übermittelt. Die Anzahl der Störungsmeldungen nahm gegenüber dem Vorjahr um etwa 4.400 Meldungen zu.
Aus allen ungeplanten Unterbrechungen, die nicht auf Ereignisse der höheren Gewalt zurückzuführen sind, ermittelt die Bundesnetzagentur den sogenannten SAIDIEnWG (System Averge Interruption Duration Index), der die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung je angeschlossenen Letztverbraucher und Spannungsebene innerhalb eines Kalenderjahres widerspiegelt. Extreme Ereignisse, wie etwa die Flutkatastrophe im Ahrtal, gelten als höhere Gewalt und fließen nicht in die Berechnung mit ein.
Können die Zahlen nach Bundesländern ausgewertet werden?
Neben den Kennzahlen zu Unterbrechungen der Stromversorgung je Bundesland (SAIDIEnWG) wird eine anonymisierte Liste der Störungsmeldungen veröffentlicht.
Die Übersicht zu den Versorgungsunterbrechungen Strom ist auf der Internetseite der Bundesnetzagentur veröffentlicht: www.bundesnetzagentur.de
Anmerkung
Die Tatsache, dass die durchschnittlichen Stromunterbrechungen von 21,51 Minuten im Jahr 2006 auf 12,7 Minuten im Jahr 2021 heruntergegangen sind, dürfen keineswegs Anlass zur Beruhigung geben. Denn mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien steigt die Anzahl an Energiequellen, die auf die richtigen Wetter- bzw. Lichtbedingungen angewiesen sind und somit nicht zuverlässig Strom ins Netz einspeisen können. Gleichzeitig sinkt kontinuierlich der Anteil an regelbarer Energie aus der Kohleverstromung sowie dem Atomstrom. Auch ist Gas mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und den damit verbundenen Sanktionen zur Mangelware geworden. Die vorhandenen Mengen werden insbesondere für die Wärmeversorgung der kommenden Winter relevant. Bedenkt man zusätzlich, dass der Anteil an stromintensiven Verbrauchern wie Wärmepumpen und Elektroautos deutlich steigt, verändert sich das Bild. Hinzukommen Probleme bei der europäischen Energieerzeugung wie etwa in Frankreich bei den sanierungsbedürftigen Atommeilern. Nicht zuletzt muss im Rahmen der hybriden Kriegsführung jederzeit mit gezielten Angriffen auf unsere Energiewirtschaft gerechnet werden. Der Angriff auf die Ostseepipeline hat gezeigt, dass derartige Fähigkeiten bestehen und davor auch nicht zurückgeschreckt wird. Insofern gilt es, die Resilienz der Energiewirtschaft weiter zu stärken. Dies gelingt insbesondere durch den schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien, den Bau von größeren Energiespeichern und die Stärkung unserer Abwehrfähigkeiten wie etwa bei Cyberangriffen.
Az.: 28.6.1-002/004