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Mitteilungen - Umwelt, Abfall, Abwasser
StGB NRW-Mitteilung 448/2019 vom 17.07.2019
Bundes-Unterstützung für Waldbauern wegen Waldsterben
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat am 6. Juli 2019 angekündigt, dass die Bundesregierung den Waldbauern in besonderer Weise unter die Arme greifen will. Gerade der Wald leide unter extremer Dürre und sei von Schädlingsbefall besonders betroffen. Die Waldbauern hätten in diesem Sommer viele Sorgen und deshalb setze sich die Bundesregierung für eine nachhaltige Waldwirtschaft ein.
Angesichts massiver Waldschäden durch Stürme, Dürre und Borkenkäferkalamitäten fordert auch Agrarministerin Julia Klöckner ein großes Wiederaufforstungsprogramm in Deutschland. „Einen vergleichbaren Waldverlust hat es in der Vergangenheit kaum gegeben“, sagte die Ministerin der Deutschen Presse-Agentur an diesem Montag (08.07.2019). In den 80er Jahren hätten alle vom Waldsterben gesprochen. „Jetzt ist er in weiten Teilen am Sterben und kaum einer redet davon“. Klöckner sieht dringenden Handlungsbedarf.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium gehe davon aus, dass mehrere Millionen Bäume benötigt werden, um den Verlust von insgesamt 110.000 Hektar Wald auszugleichen. „Allein durch Waldbrände ist 2018 so viel Fläche verbrannt wie seit 26 Jahren nicht mehr – fast 2.500 Hektar.“ Das „Mehrere-Millionen-Bäume-Programm“ könnte aus Sicht von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner aus dem Energie- und Klimafonds der Bundesregierung finanziert werden. „Der Wald ist die Lunge unserer Gesellschaft, ein entscheidender Klimaschützer“, so Klöckner. Das Pflanzen neuer Bäume sei im Interesse aller.
Angesichts der angespannten Situation in den Wäldern fordern auch die Fraktionen von Union und SPD mehr Unterstützung für den Waldumbau und die Waldbesitzer. Es sei zwingend notwendig, dass die Multifunktionalität unserer Wälder gesichert und die Forstwirtschaft weiter gestärkt werde, heißt es in dem am 27. Juni 2019 in den Bundestag eingebrachten Antrag (BT-Drs. 19/11093, https://pdok.bundestag.de), der zur weiteren Beratung in die Ausschüsse überwiesen wurde.
Dabei sei es erforderlich, alle Waldeigentümer unabhängig von der Besitzart und Besitzgröße einzubinden. Die Bundesregierung solle sicherstellen, dass die Länder ausreichende Mittel im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) zur Behebung der Waldschäden und zur Förderung des Waldumbaus bereitstellen und gegebenenfalls eine Aufstockung der Bundesmittel prüfen.
Die Bundesregierung wird zudem aufgefordert, im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel über den Waldklimafonds und der Einbeziehung weiterer klimarelevanter Titel aus den Einzelplänen des Bundeshaushalts den Waldumbau mit dem Ziel zu forcieren, den Wald gegenüber dem Klimawandel widerstandsfähiger zu machen und mit klimatoleranten Baumarten gesunde Mischwälder zu schaffen. Angesichts der rasanten Ausbreitung von Schaderregern soll der integrierte Pflanzenschutz zur Sicherung des Waldes gestärkt werden. Die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel müsse als Ultima Ratio möglich sein. Gefördert werden soll auch das Bauen mit Holz. Die Regierungsfraktionen sprechen sich für eine „Holzbauoffensive 2030“ und eine Änderung baurechtlicher Vorschriften zugunsten des Holzbaus aus.
Der Klimawandel kann durch nichts so effektiv bekämpft werden wie durch Aufforstung. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Studie (ETH) Zürich. Wie die Hochschule am 04. Juli 2019 mitteilte, zeigen die Wissenschaftler des dortigen „Crowther Lab“ erstmals auf, wo auf der Welt neue Bäume wachsen könnten und wie viel Kohlenstoff sie speichern könnten. Dabei haben die Wissenschaftler bewusst Städte und landwirtschaftliche Flächen von der gesamten Fläche, die das Potenzial zur Wiederaufforstung hat, ausgeschlossen, da diese Gebiete der Mensch anderweitig brauche.
Bäume zu pflanzen habe das Potenzial, zwei Drittel (300 Mrd. t Kohlenstoff) der bislang von Menschen gemachten klimaschädlichen CO2-Emmissionen aufzunehmen. Die Wissenschaftler berechneten, dass unter den aktuellen klimatischen Bedingungen die Erde mit 4,4 Mrd. ha Wald bedeckt sein könnte. Das seien 1,6 Mrd. ha mehr als die derzeit vorhandenen 2,8 Mrd. ha. Am besten geeignet für Aufforstungen seien nur sechs Länder. Großes Potenzial habe Russland (151 Mio. ha), USA (103 Mio. ha), Kanada (78,4 Mio. ha), Australien (58 Mio. ha), Brasilien (49,7 Mio. ha) und China (40,2 Mio. ha).
Anmerkung
Der StGB NRW begrüßt, dass die Bundesregierung und die Regierungsfraktionen angesichts der dramatischen Notlage den kommunalen und privaten Waldbesitzern in besonderer Weise unter die Arme greifen wollen und sich dafür stark machen, dass unsere Wälder auch in Zukunft ihre vielfältigen ökologischen, ökonomischen und sozialen Funktionen erfüllen können. Der Klimawandel hat schwerwiegende Folgen für das gesamte Cluster Forst & Holz. Nach Einschätzung von Forstschutzexperten steht jedoch der Höhepunkt der Borkenkäfer-Gradation in den nächsten Jahren wahrscheinlich erst noch bevor. Deshalb setzt sich der StGB NRW für eine deutliche Aufstockung und Verstetigung der Haushaltsmittel für den in der GAK neu eingeführten Fördergrundsatz „Maßnahmen zur Bewältigung der durch Extremwetterereignisse verursachten Folgen im Wald“ ein.
Während sich die öffentliche Diskussion in den Medien und in der Politik in erster Linie um die Borkenkäfer und das Nadelholz dreht, beobachtet der StGB NRW mit großer Sorge, dass auch im urbanen Bereich verstärkt Laubholzprobleme in den Vordergrund rücken. Allgemein führt die dürrebedingte Schwächung der Bäume zu einer Zunahme von schädigenden Insekten und Pilzen und Trockenschäden an den Bäumen. Im Laubholz haben sich für den Menschen gesundheitsgefährdende Organismen wie der Eichenprozessionsspinner und die Ahornruß-Rindenkrankheit stark vermehrt.
In den Baumkronen kommt es durch die Trockenschäden besonders häufig zu Totholzbildung. Dies alles bedeutet für die Unterhaltung der Stadtbäume und Stadtwälder im urbanen Bereich eine massive Zunahme des Aufwandes zur Verkehrssicherung und von Frostschutzmaßnahmen. Der StGB NRW wird sich daher dafür einsetzen, dass das in Aufbau befindliche Nationale Waldschutzmonitoring für Deutschland nicht nur die durch Schadereignisse (Sturm, Trockenheit und Schadinsekten) abgestorbenen Waldflächen und Holzmengen erfasst, sondern auch die Schäden an der „Grünen Infrastruktur“ in Städten und Gemeinden.
Az.: 26.1-006/003 gr