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Mitteilungen - Bauen und Vergabe
StGB NRW-Mitteilung 92/2020 vom 11.12.2019
Wohnen im Alter - Bedeutung einer differenzierten Wohnungspolitik
Mehr als jede fünfte Person in Deutschland ist 65 Jahre alt oder älter. In der Zukunft wird dieser Anteil noch wachsen – trotz gestiegener Geburtenzahlen und selbst im Fall einer hohen Nettozuwanderung. Insbesondere für eine alternde Bevölkerung und ihre Bedürfnisse ist die Frage nach angemessenem Wohnraum bedeutsam. Das teilt das Statistische Bundesamt in seinem Statistikbrief 12/2019 mit.
2018 lebten fast 54 Prozent aller Haushalte, in denen die Haupteinkommensperson 65 Jahre oder älter ist, in ihrem Wohneigentum, hauptsächlich in Einfamilienhäusern. Im bundesweiten Durchschnitt waren es 44 Prozent aller Haushalte.
Belastung durch Wohnkosten für Seniorinnen und Senioren hoch
Relativ großer Wohnraum kann mit einer hohen finanziellen Belastung einhergehen. 19,3 Prozent aller Menschen über 65 Jahre waren durch Wohnkosten übermäßig belastet, das bedeutet, ihre Gesamtwohnkosten betrugen mehr als 40 Prozent des verfügbaren Haushaltsnettoeinkommens. Seniorinnen und Senioren in Deutschland waren im Jahr 2018 somit häufiger mit Wohnkosten übermäßig belastet als der Durchschnitt der Bevölkerung (14,2 Prozent).
Barrierefreiheit in Wohnungen variiert
Nur 15 Prozent aller Haushalte, in denen Personen über 65 Jahre leben, verfügten nach eigenen Angaben über einen stufen- oder schwellenlosen Zugang zur Wohnung. Erfasst werden als Merkmale der Barrierereduktion zum Beispiel ausreichende Durchgangsbreite bei Raumtüren und Fluren, ausreichend Bewegungsraum an der Küchenzeile oder im Bad. 2018 gaben rund der 3 Prozent der Haushalte mit Mitgliedern über 65 Jahren an, dass alle Merkmale der Barrierereduktion vorhanden sind; über 17 Prozent sahen keines der Merkmale als erfüllt an.
EU-Vergleich: Gute Wohnbedingungen in Deutschland
Nur 8 Prozent aller Menschen über 65 Jahren in Deutschland gaben an, in Wohnungen niedriger Qualität, also in Gebäuden mit strukturellen Problemen, wie zum Beispiel Schimmel oder undichten Dächern zu leben. Damit schätzen ältere Menschen ihre Wohnsituation besser ein als der deutsche Durchschnitt (13,4 Prozent). Innerhalb der EU schätzten Seniorinnen und Senioren in Deutschland ihre Wohnsituation besser ein als in den meisten anderen EU-Ländern.
Anmerkungen aus kommunaler Sicht
Die Wohnsituation in Deutschland ist sehr unterschiedlich. Dies betrifft nicht nur die Tatsache, dass einerseits, speziell in den nachgefragten Ballungsräumen jährlich ca. 350.000 bis 400.000 bezahlbare Wohnungen neu gebaut werden müssten, andererseits insbesondere in strukturschwachen Regionen ca. zwei Millionen Wohnungen leer stehen. Dies betrifft auch die Unterschiedlichkeit in den Wohnverhältnissen zwischen den Generationen.
So lebten im Jahr 2018 fast 54 Prozent aller Haushalte, in denen die Haupteinkommensperson 65 Jahre oder älter ist, in ihrem selbstgenutzten Wohneigentum, während diese Zahl im bundesweiten Durchschnitt „nur“ 44 Prozent betrug. Umgekehrt waren Senioreninnen und Senioren in Deutschland im letzten Jahr häufiger mit Wohnkosten übermäßig belastet. Alles dies zeigt, dass bei der Wohnungspolitik unterschiedliche Strategien, die auch die verschiedenen Generationen verstärkt in den Blick nehmen, nötig sind.
Im Hinblick auf ein erforderliches altersgerechtes Wohnen kommt daher dem barrierefreien Wohnungsbau, auch durch verstärkte modulare und veränderbare Bauweise, aber auch dem Mehrgenerationenwohnen große Bedeutung zu. Auch freiwillige und auch bereits praktizierte kommunale „Tauschbörsen“, die es Menschen erlauben, in älteren Jahren möglichst im angestammten Quartier zu bleiben, aber dann in kleinere und preiswertere Wohnungen zu wechseln, wenn etwa die Kinder das Haus oder die Wohnung verlassen haben, und die „zu groß“ gewordene Wohnung mit jungen Eltern getauscht werden kann, kann dazu beitragen, das Wohnen wieder bezahlbar zu machen.
Az.: 20.4.1.2-001/001 gr