Mitteilung
Versorgungssicherheitsbericht Strom der Bundesnetzagentur
Der Bericht betrachtet die Entwicklung bis 2035 und analysiert zwei Szenarien: ein Zielszenario, das von der fristgerechten Erreichung der Ausbauziele ausgeht, sowie ein Szenario einer verzögerten Energiewende, in dem mögliche Verzögerungen bei Ausbau und Flexibilisierung berücksichtigt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Stromversorgung in beiden Szenarien gesichert werden kann, wenn zusätzliche steuerbare Kapazitäten aufgebaut werden. Im Zielszenario sind bis zu 22,4 GW erforderlich, im Szenario der verzögerten Energiewende bis zu 35,5 GW. Dabei wird deutlich, dass die Versorgungssicherheit maßgeblich von einer fortschreitenden Flexibilisierung des Stromverbrauchs sowie vom rechtzeitigen Ausbau erneuerbarer Energien und des Stromnetzes abhängt. Besonders neue Verbraucher wie Elektroautos, Wärmepumpen oder Elektrolyseure sowie Speichertechnologien leisten durch ihre Anpassungsfähigkeit einen wichtigen Beitrag. Ohne ausreichende Flexibilisierung steigt der Bedarf an neuen regelbaren Kraftwerken deutlich an.
Die Modellierungen verdeutlichen, dass konventionelle, steuerbare Kraftwerke auch in Zukunft ein unverzichtbarer Bestandteil des Stromsystems bleiben. Daher müssen Anreize für deren Neubau geschaffen und gesetzliche Rahmenbedingungen rasch umgesetzt werden, etwa im Rahmen einer Kraftwerksstrategie und eines technologieneutralen Kapazitätsmechanismus. Gleichzeitig ist ein schneller und konsequenter Ausbau von Wind- und Photovoltaikanlagen notwendig, da dieser nicht nur für das Erreichen der Klimaziele entscheidend ist, sondern auch zur Versorgungssicherheit beiträgt. Erneuerbare Anlagen müssen stärker steuerbar sein und sich am Marktpreis orientieren, um Fehlanreize zu vermeiden.
Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien und steuerbarer Kapazitäten kommt der Erschließung von Nachfrageflexibilität besondere Bedeutung zu. Haushalte, Industrie und neue Verbrauchergruppen sollen ihre Stromnachfrage stärker an Preissignalen ausrichten können, wofür geeignete Mess- und Marktstrukturen erforderlich sind. Auch Speicher gewinnen zunehmend an Bedeutung, da sie kurzfristig flexibel reagieren und Engpässe abfedern können.
Darüber hinaus bleibt der Netzausbau eine zentrale Voraussetzung für Versorgungssicherheit. Die steigenden Transportbedarfe erfordern eine zügige Umsetzung der geplanten Projekte, während Redispatchmaßnahmen auch künftig unvermeidlich sein werden. Gleichzeitig kann ein intelligenter Einsatz von Flexibilitäten die Netze entlasten und Kosten senken.
Insgesamt kommt die Bundesnetzagentur zu dem Schluss, dass die Versorgungssicherheit in Deutschland langfristig gewährleistet werden kann, wenn der notwendige Ausbau von steuerbaren Kapazitäten, erneuerbaren Energien, Netzinfrastruktur sowie Nachfrageflexibilität konsequent umgesetzt wird.
Anmerkung
Der Bericht der Bundesnetzagentur ist eine wichtige Grundlage für eine effiziente Planung und Umsetzung der Energiewende. Hervorzuheben ist die Notwendigkeit eines schnellen und konsequenten Ausbaus der erneuerbaren Energien. Hierzu ist eine verlässliche EEG-Reform mit klarer Beteiligung der Kommunen erforderlich.
Aus Sicht der kommunalen Energiewirtschaft bedarf es belastbarer Weichenstellungen für den Bau neuer Gaskraftwerke und KWK-Anlagen, um Versorgungslücken bei Dunkelflauten zu vermeiden und den Kohleausstieg bis 2038 abzusichern. Der Bericht warnt, dass ohne ausreichenden Zubau und mehr Flexibilität im Stromverbrauch bis 2035 bis zu 35 GW zusätzliche Kraftwerksleistung erforderlich wären. Hierzu ist eine Reform des KWK-Gesetzes erforderlich. Außerdem bedarf es klarer Vorgaben für Ausschreibungen zum Zubau von Gaskraftwerken sowie die Einführung eines Kapazitätsmarktes, der Flexibilität honoriert und Überkapazitäten vermeidet. Zudem ist der weitere Netzausbau notwendig, wofür die Eigenkapitalsituation der Netzbetreiber – viele von ihnen sind kommunale Unternehmen – gestärkt werden muss. Anknüpfungspunkt hierfür ist der NEST-Prozess, bei dem es die Bundesnetzagentur in der Hand hat, die erforderlichen Bedingungen für den Netzausbau zu schaffen. Wichtig ist aus kommunaler Sicht, dass die Politik des BMWE und die Regulatorik aufeinander abgestimmt werden. Erforderlich ist eine Energiepolitik aus einem Guss, die schnell einen sicheren Rahmen für eine kosteneffiziente Transformation des Strom- und Energiesystems schafft. Nächster Schritt dabei ist der Monitoring-Bericht des BMWE.
Weitere Informationen:
Der Bericht der Bundesnetzagentur zur Versorgungssicherheit Strom ist unter folgendem Link abrufbar.
Az: 28.6.10-002/003